Elektromagnetische Schwingungen und Wellen

1. Elektromagnetische Schwingungen

1.1 Freie, gedämpfte elektromagnetische Schwingung

Ein Kondensator und eine Spule werden parallel geschaltet. Der Kondensator kann über einen Umschalter an eine Spannungsquelle angeschlossen werden um ihn aufzuladen.

Wird der geladene Kondensator an die Spule angeschlossen, so ist in der Spannung am Kondensator UC und in der Stromstärke I eine Schwingung zu beobachten. Die Schwingungen von Spannung und Stromstärke sind phasenverschoben und hören schnell wieder auf.

Beispiel: Für und L = 630 H ist eine Periodendauer von etwa T = 1 s zu beobachten.

Die Parallelschaltung von Kondensator und Spule wird als elektromagnetischer Schwingkreis bezeichnet. Die von außen unbeeinflusste Schwingung, die schließlich zum Erliegen kommt, heißt freie, gedämpfte Schwingung. Zur Entstehung der Schwingung kommt es wie folgt:

Die elektromagnetische Schwingung lässt sich mit der Schwingung eines Federpendels vergleichen. Folgende Größen entsprechen einander:

Schwingkreis

Federpendel

Kondensator

Feder

elektrische Feldenergie

Elongationsenergie

Spannung

Rückstellkraft

Spule

Pendelkörper

magnetische Feldenergie

kinetische Energie

Stromstärke

Geschwindigkeit

1.2 Differentialgleichung der freien, ungedämpften elektromagnetischen Schwingung

Der sich entladende Kondensator und die Spule, in der sich das Magnetfeld auf- bzw. abbaut, speisen elektromagnetische Energie in den Schwingkreis ein. Diese Energie wird im Ohm'schen Widerstand des Kreises in Wärme umgesetzt. Für die Spannungen gilt daher:

.

Wenn der Ohm'sche Widerstand vernachlässigt werden kann, liegt eine freie, ungedämpfte Schwingung vor:

.

Da die Ladung auf dem Kondensator abnimmt, gilt

und damit

.

Eingesetzt in die Spannungsgleichung ergibt sich

Dies ist die Differentialgleichung des harmonischen Oszillators. Die Lösung ist

.

Mit folgt daraus für die Eigenfrequenz und die Periodendauer des ungedämpften Schwingkreises:

.

Es soll nun speziell der Fall betrachtet werden, dass zur Zeit t = 0 der Kondensator maximal aufgeladen ist und die Entladung gerade einsetzt. Dann gilt

.

Somit muss sein, und daher . Die Zeit-Ladungs-Funktion lautet also

.

Für die Zeit-Spannungs-Funktion ergibt sich damit

,

und für die Zeit-Strom-Funktion folgt

Selbstinduktionsspannung:

Beispiel:

Periodendauer und Frequenz:

Scheitelwerte:

1.3 Energieumwandlung im Schwingkreis

Die Gesamtenergie im ungedämpften Schwingkreis setzt sich zusammen aus der Energie des elektrischen Felds im Kondensator und der Energie des magnetischen Felds in der Spule:

Für die maximale Stromstärke gilt

.

Damit ergibt sich für die Gesamtenergie

.

Mit

folgt

Entsprechend erhält man durch Einsetzen von

in die Gesamtenergie:

Es bestätigt sich also die Energieerhaltung:

Aus dieser Beziehung ergibt sich noch ein nützlicher Zusammenhang zwischen Strom- und Spannungsamplitude:

.

1.4 Erzwungene Schwingungen und Resonanz

Aus einem Kondensator mit und einer Spule mit L = 35 mH wird ein Schwingkreis aufgebaut. Seine Eigenfrequenz ist

.

Zusätzlich werden ein Tonfrequenzgenerator, der sinusförmige Spannungen veränderlicher Frequenz liefert, und ein Messwiderstand in den Kreis eingesetzt. Mit einem 2-Kanal-Oszilloskop werden die Ausgangsspannung des Tonfrequenzgenerators und die Spannung am Messwiderstand oszillographiert. Die Spannung an Rm ist ein Maß für den Strom im Schwingkreis.

Beobachtungen:

  1. Der Strom im Schwingkreis schwingt stets mit der Frequenz der Spannung des Tonfrequenzgenerators. Der Schwingkreis wird „gezwungen“, mit einer anderen Frequenz als seiner Eigenfrequenz zu schwingen. Eine solche Schwingung, die durch äußere Einwirkung hervorgerufen wird, heißt erzwungene Schwingung.

  2. Der Scheitelwert Imax ändert sich mit der Frequenz der erzwungenen Schwingung. Der größte Wert tritt auf, wenn die Anregungsfrequenz mit der Eigenfrequenz des Schwingkreises übereinstimmt. Diese Übereinstimmung der Frequenzen wird Resonanz genannt.

Messung der Resonanzkurve Imax(f):

Ein Schwingkreis kann auch indirekt, über ein magnetisches Wechselfeld zu erzwungenen Schwingungen angeregt werden.

Daten: n1 = 1200; n2 = 12000; L2 = 2,6 H; C = 500 pF
Eigenfrequenz des Kreises aus L2C: f0 = 4,4 kHz

Beobachtungen: Auch hier schwingt der Schwingkreis stets mit der Zwangsfrequenz des Tonfrequenzgenerators. Resonanz tritt wieder bei der Eigenfrequenz f0 auf.


Übungen

1. a) Von einem Schwingkreis kennt man die Periodendauer T = 0,002 s und die Kapazität des Kondensators . Bestimmen Sie die Induktivität der Spule.
b) In einem Schwingkreis ist L = 0,04 H und die Frequenz f = 7 kHz. Bestimmen Sie die Kapazität des Kondensators.

2. In einem ungedämpften elektrischen Schwingkreis der Eigenfrequenz f = 1 kHz besitzt zum Zeitpunkt t = 0s der Kondensator der Kapazität C = 10 nF die maximale Ladung .
a) Berechnen Sie die Induktivität des Kreises.
b) Wie groß ist die Ladung des Kondensators zu den Zeitpunkten t1=T/8 ; t2 = T/4 ; t3 = T/2 ; t4 = 3T/4 ?
c) Bestimmen Sie für die angegebenen Zeiten die jeweilige Stromstärke im Schwingkreis.
d) Nach welcher Zeit ist die Stromstärke erstmalig Imax/6 ?

3. Ein Schwingkreis soll auf die Frequenz der technischen Wechselspannung abgestimmt werden.
Die Schwingkreisspule besitzt n = 3600 Windungen, eine Länge l = 0,08 m und einen Durchmesser d = 5,6 cm. Ein Eisenkern in der Spule vergrößert ihre Induktivität um den Faktor 170. Berechnen Sie die Kapazität des parallel zur Spule geschalteten Kondensators.

4. a) Welche Kapazität C besitzt der Plattenkondensator eines im Vakuum ungedämpft schwingenden Schwingkreises (f = 1 kHz), wenn die zum Kondensator parallel geschaltete Spule eine Induktivität L = 0,6 mH besitzt?
b) Zwischen die Platten des Kondensators wird ein Isolator mit der Dielektrizitätszahl gebracht. Wie verändert sich die Frequenz der ungedämpften Schwingung?

5. In einem ungedämpften Schwingkreis beträgt die Kapazität des Kondensators und die Induktivität der Spule L = 0,1 H.
a) Bestimmen Sie die Kreisfrequenz w, die Frequenz f und die Schwingungsdauer T des Kreises.
b) Berechnen Sie die Gesamtenergie und die Stromamplitude, wenn die maximale Spannung 200 V beträgt.


Lösungen

1. a) 0,34 H
    b) 12,9 nF

2. a) 2,5 H
    b)
    c) 22,3 ; 31,6 ; 0 ; -31,6 mA
    d) 0,027 ms

3. 119 nF

4. a)
    b) Abnahme auf 461 Hz

5. a)
    b)